Gesundheit und Selbstmanagement ein ganzes Leben lang

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Gesund bis zu Rente und darüber hinaus?! Das wollen alle – natürlich. Mit dem Auftrag hierzu ein Verfahren zu entwickeln, wurden Anfang der 1990er Jahre Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause von der Universität Zürich beauftragt. Sie entwickelten das auf der Basis von Motivationspsychologie und neurobiologischen Erkenntnissen Zürcher Ressourcen Modell® (ZRM®).

Die Ideen des Zürcher Ressourcen Modells sind:

  • Gesundzubleiben in Zeiten hoher Anforderungen
  • selbstbestimmt statt fremdbestimmt zu leben
  • eigene Bedürfnisse zu leben
  • eigene Wünsche umzusetzen
  • eigenes persönliches Verhalten, das nicht mehr förderlich ist, zu verändern.

Den Körper einbeziehen

Unser Körper meldet sich häufig im Alltag: wir haben ein wohliges Gefühl im Bauch oder auch ein mulmiges. Wir haben einen Kloss im Hals sitzen oder einen freien Kopf. Je nachdem, ob wir eine Situation als angenehm oder unangenehm empfinden: unser Körper reagiert blitzschnell. Allzu oft werden Körperreaktionen jedoch von unserem Verstand unterdrückt oder übergangen.

Diese Körpersignale werden vom Neurobiologen Antonio Damasio als somatische Marker bezeichnet. Damasio geht davon aus, dass es einen unauflösbaren Zusammenhang zwischen Körper und Geist gibt. Beide beeinflussen sich ständig gegenseitig. Wenn wir jedoch über Jahre hinweg unsere somatischen Marker übergehen, kann das ausgeprägte negative gesundheitliche Folgen haben.

Im ZRM® wird daher vorgeschlagen, Entscheidungsprozesse zu verlangsamen und auf die Signale des Körpers zu hören: Wie fühlt es sich an, wenn wir morgens im Büro die Mails öffnen oder wenn wir frisch verliebt sind?

Denn mit unseren Körperresonanzen greifen wir auf einen in uns abgelegten emotionalen Erfahrungsspeicher zurück, der sich schon seit unserer Zeit als Embryo im Mutterleib angesammelt hat.

Das Unbewusste entdecken

Wenn der Verstand unser Unbewusstes befragen könnte, wäre alles ganz einfach. Aber das Wesen des Unbewussten ist eben, unbewusst zu sein. Es will in einem unbeobachteten Moment gelockt werden.

Wir brauchen also einen entspannten Augenblick und vielleicht etwas Überraschung. Es kann ein Foto, eine Figur, ein Tier sein, zu dem wir uns immer wieder hingezogen fühlen und das einlädt, sich damit zu beschäftigen. Was sind die Bestandteile, die uns dort anziehen? Je nachdem, welches Foto, welche Person, welches Tier es ist, könnte es sein: Ruhe, Kraft, Lebendigkeit, Gelassenheit, Freude, Zärtlichkeit, bei sich sein und vieles mehr. Alleine die – gerne auch sich wiederholende – Beschäftigung mit dem gewählten Symbol bestärkt schon die eigene innere Haltung zu dem Thema, das symbolisiert wird. Hier liegen die persönlichen Motivatoren, die Triebfedern des eigenen Handelns.

Die Qualität der Zieleformulierung

Die Motivationspsychologie zeigt auf, dass die Art und Weise, wie wir Ziele formulieren, für deren Umsetzung sehr bedeutsam ist. Die häufig in der Businesswelt verwendeten SMART Ziele ( Spezifisch - Messbar – Attraktiv – Realistisch -Terminiert) greifen oft zu kurz, weil in ihnen unsere eigenen unbewussten Bedürfnisse in der Regel nicht enthalten sind. Sie fokussieren auf möglichst konkrete und zählbare Ergebnisse.

Haltungsziele – oder auch Motto - wie sie im ZRM® gebildet werden, beziehen dagegen die unbewussten Bedürfnisse mit ein. In einem Motto sind neben den unbewussten Bedürfnissen z. B. persönlich wichtige ethische Haltungen und Überzeugungen enthalten. Beispiele sind: „Ich tanze mein Leben“ oder „Mit sonniger Kraft wesentlich sein“. Sie formulieren eine generelle Haltung, mit der dem Leben begegnet wird.

Bei der Entwicklung wird ganz besonders auf die Körperresonanz zum Haltungsziel/Motto geachtet. In einem ersten Schritt werden aus negativen Formulierungen wie „Ich will nicht mehr“ positive Ziele („Ich will“) formuliert. Am Motto wird solange gefeilt, bis sich auch ein körperliches Wohlgefühl einstellt. Neurobiologisch ist damit der Grundstein für ein neues oder wiederentdecktes neuronales Netz angelegt.

Erinnerungshilfen entdecken und platzieren

Damit sich das Motto verfestigt, helfen Bilder und Symbole. Oft sind Alltagsgegenstände wie neue Kaffeetassen, Stifte, bunte Magnete an Kühlschränken, phantasievolle Stöpsel im Waschbecken und ähnliches mehr willkommene Alltagsbegleiter, um das Motto allzeit und überall präsent zu haben. Auch selbstgemachte sind willkommen und oft besonders wirksam, weil durch das Selberherstellen die Verbindung zum Motto auch dadurch gestärkt wird. Das ist vergleichbar mit der Arbeit am Symbol nach C.G. Jung.

Das Embodiment des Mottos

Zusätzlich zu den somatischen Markern, die eine erste Körperresonanz darstellen, wird vertiefend unser ganzer Körper in den Kontakt zum Motto gebracht. Das Motto versenkt sich gleichsam in jeder Körperfaser. Dieser reagiert zumeist durch eine sehr spezifische Körperhaltung oder auch unwillkürliche Körperbewegung. Wir wissen: was der Körper erinnert, erleichtert das Behalten und unterstützt das Tun. Es verstärkt das neuronale Netz des Mottos.

Umsetzungsschritte in den Alltag planen

Wenn die Motivationskraft ein eigenes Verhaltensmuster verändern zu wollen genügend groß ist, braucht es manchmal nur das eigene Motto, so dass sich das eigene Verhalten allmählich ändern kann.

Manchmal sind jedoch weitere unterstützende Elemente hilfreich, weil nicht alles wie auf Knopfdruck geschieht. Der Körper als Signalgeber gehört dazu: auf ihn zu achten und seine Reaktionen zu bemerken und einzubeziehen, ist bedeutsam.

Das Embodiment als verinnerlichte Reaktion auf das eigene Motto im Körper ist für viele unverzichtbar. Solchermaßen gerüstet, bedarf es nun der Analyse der herausfordernden Alltagssituationen, die neu gestaltet und zukünftig gemeistert werden wollen.

Neurobiologisch brauchen wir eine Herausforderung, die wir erfolgreich schaffen können und die gleichzeitig eine gewisse Anforderung für uns darstellt. Dieses Abwägen zwischen „nicht zu leicht“ und „nicht zu schwer“ sichert in der neuen Handlungserprobung unseren Erfolg.

Also wird eine solche Alltagssituation identifiziert und mit Motto, Erinnerungshilfen und dem Embodiment neu vorbereitet. Welche Elemente genau genommen werden, entscheidet sich in der Planung der Situation, abhängig davon, wer beteiligt ist und wo sie stattfindet. Ziel ist es, das neuronale Mottonetz so zu stärken, dass künftig Umsetzungen automatisch passieren.

Der Ressourcenpool

Die einzelnen, im Prozess entdeckten und entwickelten, Elemente (die individuellen somatischen Marker, das Motto, die Erinnerungshilfen, das Embodiment) ergeben den persönlichen Ressourcenpool. Jede und jeder hat einen individuell verschiedenen Pool, der an das persönliche Lernthema angepasst ist. Auf einen Blick dokumentiert er den Arbeitsprozess und ermöglicht den schnellen Zugriff auf die eigenen Ergebnisse.

Schlussbemerkung

Maja Storch und Frank Krause sprechen von einem psychoedukativen System: die eigene Psyche wird erzogen. Es geht um die Zukunft, und wie sie gestaltet werden soll. Es geht nicht darum die Vergangenheit zu verstehen.

Das Verfahren kann zu beruflichen Entscheidungsfindungen, zu persönlichen Lebensfragen allgemein und in konkreten Umbruchsituationen angewendet werden. Durch Übung können einzelne Elemente, vor allem das Spüren der somatischen Marker genutzt werden, um im Alltag schnell eine gute Entscheidung treffen zu können.

Rehakliniken des gesetzlichen Rentenversicherungsträgers in Deutschland wenden das ZRM® an, um den Erfolg von Reha-Maßnahmen zu unterstützen.

Im LIW werden diese Seminare mit dem Thema ZRM angeboten