Städte im Wandel - Transition Town

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Andrea hält einen bunten Pulli hoch und ruft ihre Freundin Kira zu sich: "Schau mal, der ist ja witzig. Soll ich den mitnehmen? “ "Weniger ist mehr“ finden die beiden und haben in ihrer Nachbarschaft eine Tauschbörse organisiert, die heute schon zum dritten Mal stattfindet.

"Wir fangen einfach an. Der Wandel ist möglich ... “

... so das Credo der Transition Town-Initiativen, einer weltweiten Bewegung von Nachhaltigkeitsinitiativen, in denen Menschen in ihrer Umgebung beginnen, anders zu handeln und zu wirtschaften. Die Überzeugung dahinter: Ein Wandel (="Transition“) für eine enkeltaugliche Zukunft ist möglich, kleine Lösungen haben das Potential, sich auszubreiten. Im Fokus stehen Gestaltungsmöglichkeiten wie gemeinschaftliches Handeln, Kreativität, Vielfalt und Spaß.

Permakultur als Grundprinzip für die Transition Town Initiativen

Den Anstoß gab Rob Hopkins, Permakultur-Dozent und Autor. Er hatte gemeinsam mit anderen Aktivisten 2005 im britischen Totnes eine Initiative gebildet, die zunächst einmal die Übertragbarkeit von Permakultur auf gesellschaftliche Systeme testen sollte. Permakultur ist ein Konzept, das ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt wurde, um nachhaltige, sich selbstregulierende Kreisläufe zu erzielen. Die Initiatoren der Transition Towns haben diese Gestaltungsprinzipien auch auf gesellschaftliche Systeme übertragen. Aus der Ökosystemforschung haben sie allgemeine Leitsätze wie „langfristig statt kurzfristig“ oder „Vielfalt statt Einfalt“ auch für andere Lebensbereiche nutzbar gemacht. So stehen neben ökologischen Themen daher auch neue wirtschaftliche Konzepte jenseits der Wachstumsökonomie und die Förderung von Individualität und Gemeinschaftsbildung im Fokus.

Prinzip Ressourcen sparen

Wohin wir auch schauen, unser Leben und unsere Wirtschaft hängen massiv vom Einsatz fossiler Energieträger ab. Die Stromerzeugung beruht weiterhin zu einem großen Teil auf Kohle, für Autos und viele Produkte wird vorwiegend der endliche Rohstoff Öl genutzt. Und noch immer wird viel Primärenergie für Heizung verbraucht.

Ressourcen zu schonen und Abfälle zu vermeiden, ist ein erklärtes Ziel der Transition Town-Initiativen. Dabei geht es um nichts weniger als einen Kulturwandel: durch gemeinschaftliche, lokale Aktivitäten eine lebenswerte, resiliente Gesellschaft zu schaffen, die sowohl hinsichtlich der Verknappung fossiler und anderer endlicher Ressourcen gewappnet ist, als auch für die Veränderungen, die durch den Klimawandel entstehen.

Urbanes Gärtnern, Repair-Cafés, Tauschbörsen und vieles mehr

Nach Angaben des deutschen Transition Netzwerks soll es weltweit bereits 4.000 Transition Town-Initiativen geben. In Deutschland sind es 120 „Städte im Wandel" (Stand Oktober 2017). Zwar hat jede der Initiativen unterschiedliche Schwerpunkte und zum jetzigen Zeitpunkt mal mehr, mal weniger Projekte verwirklicht. Was sie eint, sind die unbedingten praktischen Umsetzungen:
Utopie war gestern - die Transition-Aktiven folgen dem Prinzip "mit Kopf, Herz und Hand.“

Und so heißt es auch auf der Website des deutschen Netzwerks: "Unter dem Motto 'Einfach. Jetzt. Machen' findet die Transition Town-Bewegung - im Austausch mit ähnlichen Organisationen und Initiativen - seit knapp zehn Jahren praktische Antworten auf die gegenwärtigen Krisen. Mit optimistischem Pioniergeist erproben wir in konstruktiven, positiven Prozessen neue Wege hin zu einer zukunftsfähigen Lebensweise. “

Prinzip Open Source statt Patente

Wie die Transition Town-Ideen in die Praxis umgesetzt werden können, hat im Spätsommer 2015 eine internationale Gemeinschaft von rund 100 Designern, Ingenieuren, Wissenschaftlern, Interessierten aus verschiedenen Ländern in einem Innovation Camp erprobt. POC21 – Proof of Concept (Machbarkeitsnachweis) – hieß das Camp programmatisch.

Ihr zentraler Ansatzpunkt ist der Open Source-Gedanke. Wissen teilen statt Wissen durch Patente abschotten. In der kreativen Atmosphäre entwickelt diese internationale Gruppe innerhalb von fünf Wochen 12 Projekte aus den Bereichen Energie, Wohnen, Ernährung, Wasser und Mobilität, die den Weg in eine Gesellschaft ohne fossile Energien und ohne Abfall ebnen sollen. Dabei standen den Camp-Mitgliedern High-Tech-Werkzeuge, wie 3D-Drucker, Laser-Cutter und CNC-Maschinen zur Verfügung. Das Camp wurde so zum Prototyp einer lokalen Minifabrik.

Dabei sind Produkte wie ein kleiner Windgenerator entstanden, der aus wiederverwerteten Materialien gebaut wurde. Ein Konzept zur Lagerung von Gemüse greift auf das alte Konzept der Miete, also Lagerung von Gemüse in Sand, zurück und adaptiert dieses für heutige Küchen. Für alle Projekte wurden offen zugängliche Baupläne veröffentlicht.

Während die genannten 12 Projekte noch als Prototypen zu verstehen sind, sind in den verschiedenen Transition Town-Initiativen bereits etliche eigenständige Unternehmungen initiiert worden, die die postfossile, ressourcenschonende Produktionsweise verwirklichen.

Weitergehende Informationen

Wer wissen will, ob in der eigenen Stadt oder in der Nähe eine Transition Town-Initiative besteht, wird hier fündig: Verzeichnis von Transition Town-Initiativen.

Wer mehr über die Philosophie erfahren, "Werkzeuge des Wandels“ erlernen und vielleicht auch eine Initiative gründen will, kann zudem ein Transition Training besuchen.

Mehr über die Transition-Town-Prinzipen finden Sie in dem lesenswerten Artikel von Gesa Maschkowski und Matthias Wanner (2014): Die Transition-Town-Bewegung – Empowerment für die große Transformation?

Was z.B. die Transition Town-Initiative in Freiburg sowie andere Initiativen des Wandels bereits erreicht und angestoßen haben, wird bei folgenden Seminaren des LIW aufgezeigt.

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