Widerstand in Diktaturen: Widerstandsbewegungen in faschistischen Regimes

In unserer Gegenwart sehen wir vielfach demokratische Ordnungen in Frage gestellt. Das ist nicht neu: In der Epoche der Diktaturen des 20. Jahrhunderts haben sich viele von den Versprechungen einfacher Lösungen für komplexe Probleme überzeugen und verführen lassen. Den Abbau demokratischer Verfassungen, die Abschaffung von Meinungsfreiheit, die Ausgrenzung von Minderheiten und Gewalt nahmen sie in Kauf. Überall gab es jedoch auch Menschen, die gegen solche typischen Charakteristika dieser Regimes Widerstand geleistet haben.
Gekämpft wurde mit verschiedenen Mitteln, mit Worten, mit bewusstem „Ungehorsam“ oder mit Waffen. Von Einzelpersonen über kleine lokale Gruppen, von überregional vernetzten Verbänden bis zu großen Untergrundorganisationen mit internationaler Unterstützung nimmt Widerstand im 20. Jahrhundert ganz unterschiedliche Formen an. Und auch seine Wirksamkeit ist sehr unterschiedlich.
Ein historischer Blick: Mit Mussolini bringt Italien den „Erfinder“ des Faschismus hervor, aber in vielen anderen europäischen Ländern entstehen gleichzeitig ähnliche Bewegungen. Warum entwickeln sich faschistische Regime in so vielen europäischen Ländern zur selben Zeit? Italienischer Faschismus und deutscher Nationalsozialismus waren nicht allein, auch in Ungarn, Kroatien, Rumänien und Spanien bildeten sich faschistische Regimes. Von Norwegen bis Bulgarien gründeten sich seit den 1920er Jahren in vielen europäischen Ländern faschistische Parteien. Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der sich wachsende Mehrheiten für populistische Parteien finden? Was muss passieren, damit sich in diesen Gesellschaften Widerstand formiert? Wer sind die Protagonisten des Widerstands, was motiviert sie und wie organisieren sie sich? Welchen Einfluss hat Krieg und staatlicher Terror auf den Widerstand? Welche Rolle spielt der Widerstand in der Erinnerung an Krieg und Totalitarismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und wie blickt man heute zurück?
Angesichts der beunruhigenden globalen Entwicklungen und dem Eindruck, antidemokratische Regimes seien wieder auf dem Vormarsch, ermöglicht unser Bildungsurlaub eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik. Drei Kernthemen sind Gegenstand des Seminars: Die Entstehung von Diktaturen, der Aufbau und die unterschiedlichen Varianten und die Protagonisten von Widerstandsbewegungen sowie die Erinnerung an Diktatur und Widerstand durch die nachfolgenden Generationen bis in die Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen der italienische Faschismus und der deutsche Nationalsozialismus mit ihren jeweiligen Widerstandsbewegungen. Dabei wird auch die allgemeine Entwicklung faschistischer Parteien und Regimes im Europa des frühen 20. Jahrhunderts betrachtet und verglichen. Das Programm setzt sich zusammen aus Vorträgen und Diskussionen sowie Exkursionen in Bologna und Umgebung.