Unsere geplanten Bildungsurlaube in der Ukraine

Als wir vor etwa einem Jahr unser Seminarprogramm 2022 fertigstellten, freuten wir uns, in drei ukrainischen Städten (Odessa, Kiew, Lemberg) Bildungsurlaube anzubieten. Noch ahnte niemand, dass diese Bildungsurlaube nicht stattfinden würden, weil ein Krieg ausbricht. Gemeinsam mit unserem Partner Ex Oriente Lux Reisen aus Berlin haben wir diese Seminare konzipiert und uns darauf gefreut, Ihnen Einblicke in das Leben in der Ukraine geben zu dürfen.

Es kam anders und wir sind nach wie vor schockiert über den brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wir sind in Gedanken und mit Sorgen bei unseren Partnerinnen und Partnern in der Ukraine vor Ort – seien es die Dozentinnen und Dozenten mit ihren Familien, unsere Seminarhotels, die es teilweise nicht mehr gibt oder die zahlreichen wunderbaren Menschen, die uns in den Seminaren mit ihren Erzählungen und ihrer Musik ihre Kultur nähergebracht haben.
Hoffen wir, dass dies eines Tages wieder möglich sein wird.

Über unseren Partner Ex Oriente Lux Reisen haben uns einige Stimmen von Seminarleiterinnen aus der Ukraine erreicht (teilweise gekürzt):



Halyna Tomkiw, Seminarleiterin in Lemberg (aufgezeichnet Anfang Mai 2022)
In Lemberg ist soweit alles gut (wenn man das so sagen kann). Wir erleben mehrmals täglich die Luftalarm-Sirenen und ein paar Mal gab es tatsächlich Raketenangriffe. Die Stadt ist voll mit Flüchtlingen aus den östlichen und südlichen Gebieten. Die Flüchtlinge aus Kiew sind wieder zu Hause.
Bis jetzt haben wir schon einige Male Medikamente in die lokalen Krankenhäuser und Verbandsmaterial und Feldbetten an die mobilen Spitäler geliefert. In Lemberg haben wir der Entbindungsstation mit den Medikamenten geholfen und sind dabei, zwei Reha-Stationen für Frühgeborene auszustatten. Wir haben mehrere Erste-Hilfe-Sets für die Soldaten gekauft.
Wir kauften Generatoren für die befreiten Orte und Gaskocher mit Kartuschen für die Soldaten, besorgten Schlafsäcke und Essen für die Flüchtlinge. Daneben kümmern wir uns auch nach wie vor um unsere laufenden Projekte, die die RMS bereits seit 19 Jahren in der Ukraine führt.
Das alles werde ich auch weiter tun, bis der Sieg kommt und die Sirenen nicht mehr schreien und die Kunden wieder nach Lemberg kommen und ich ihnen begeistert meine Stadt wieder zeigen kann.

Valentyna Seljuk, Seminarleiterin in Odessa
Gestern habe ich zum ersten Mal Angst gehabt. Das Einkaufszentrum, das zerstört wurde, befindet sich nicht weit von meinem Haus. Meine Wohnung befindet sich im 14. Stock, ich habe alles gehört und gesehen. Jetzt ist Odessa an der Reihe, wie eine „Kirsche auf der Torte“. Mit blutendem Herzen hören wir die Nachrichten aus Mariupol. Der Bruder meiner Freundin kämpft dort. Das Rote Kreuz, die UNO u.a. sind hilflos. Wer regiert in dieser Welt? Ein Ungeheuer aus dem Bunker, Gasprom, Rosneft, wer? Ein Soldat von Asow hat gesagt: Es scheint, wir sind alle Teilnehmer einer Reality-Show. Wenn ich höre, wie einige Politiker über die Ukraine sprechen, denke ich, er hat recht.


Marija Iwanytska, Seminarleiterin in Kiew
Liebe Freunde, vom ganzen Herzen bedanke ich mich für Ihre Solidarität und Unterstützung! Es ist wirklich rührend, dass so viele, die in der Ukraine waren, mich angerufen oder mir geschrieben haben, um Hilfe anzubieten. Das bedeutet zum einen, dass Bildungsurlaube einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung leisten, aber zum anderen bedeutet das auch, dass Sie ein offenes Ohr und offene Herzen für uns haben. Wir wissen das zu schätzen!
In diesem barbarischen Krieg verfolgt Russland nicht das Ziel, Kompromisse zu finden, sondern will den eigenen Einfluss in (Ost)Europa bewahren, die Ukraine und eventuell andere Staaten zurück ins Imperium holen und aus einer Position der Stärke die ganze Welt in Angst halten, damit niemand es wagt, sich gegen Russland zu stellen. Das alles bedeutet letztendlich Folgendes: Wenn sich die Ukraine nicht wehren kann und sich ergibt, zeigt die Welt dem Aggressor, dass er weiter gehen kann, weil die ganze Welt ihm entgegenkommt. Und wie die Geschichte uns lehrt, kann Appeasement-Politik einen Krieg nicht stoppen, sondern erhöht nur den Appetit des Aggressors.
Daher braucht die Ukraine dringend Waffen – nicht nur, um das eigene Land zu retten, sondern, um Europa vor der dumpfen Gewalt und den Gräueltaten der russischen Armee zu schützen. Wir danken all denen, die das verstehen und handeln, und wir rufen alle anderen auf, nicht wegzuschauen.



Wir haben für 2022 alle Bildungsurlaube in der Ukraine aus dem Programm genommen. Auch in Russland bieten wir aktuell keine Bildungsurlaube an. Sobald es wieder möglich und sicher ist, nehmen wir die Bildungsreisen in die Ukraine wieder auf, auch um so unsere Partner vor Ort zu unterstützen. Nicht nur finanziell, sondern auch als Zeichen der Verbundenheit und des Interesses an dem Land uns seiner Kultur. Wann wir unsere Bildungsreisen nach Russland wieder aufnehmen, steht zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht fest.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite unseres Partners Ex Oriente Lux Reisen: Mehr Infos